In einer Welt, in der sich die Erwartungen an Eltern ständig wandeln, stellt sich die Frage: Ist eine gleichberechtigte Elternschaft wirklich möglich?
Von der klassischen Rollenverteilung bis hin zu den Herausforderungen, die die Ankunft eines Babys mit sich bringt, untersuchen wir in diesem Beitrag die Realität und die Potenziale einer gleichberechtigten Elternschaft.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet eine gleichberechtigte Elternschaft?
In einer gleichberechtigten Elternschaft teilen sich Mütter und Väter gleichermaßen die Verantwortung für die Care-Arbeit, der Erwerbstätigkeit sowie der allgemeinen Familienorganisation auf. Dabei geht es nicht zwingend darum, alles fifty-fifty zu verteilen. Es geht darum, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und eine partnerschaftliche Aufteilung zu erreichen. Wie genau eine Aufteilung dabei aussieht, entscheiden Eltern individuell.
Eine gleichberechtigte Elternschaft strebt danach, dass Eltern unabhängig von Geschlechterrollen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben, sowohl beruflich als auch in ihrer Rolle als Eltern. Es ist ein Konzept, das auf Gleichberechtigung, Respekt und Partnerschaft basiert und darauf abzielt, eine gesunde und ausgewogene Lebensweise für die gesamte Familie zu fördern.
Bei gleichwertigen Elternteilen geht es dabei vor allem um eins: Kommunikation! Hört sich banal an, ist aber ein sehr wichtiges Mittel, um eine harmonische Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen.
Um Frust, Unverständnis, Unzufriedenheit und Streit vorzubeugen, ist es wichtig, so früh wie möglich einen gemeinsamen Plan für eine gleichberechtigte Elternschaft zu erstellen. Bevor ihr in typische Rollenbilder rutscht, die euch nicht erfüllen.
Bei der egalitären Elternschaft teilt man sich alle Verantwortlichkeiten fair auf.
Die Falle der klassischen Rollenverteilung
Die klassische Rollenverteilung in der Elternschaft sieht oft vor, dass die Mutter die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung und Hausarbeit trägt, während der Vater hauptsächlich für die Erwerbsarbeit zuständig ist.
Diese traditionelle Aufteilung kann dazu führen, dass Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung behindert werden und Männer weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Darüber hinaus kann sie zu einer ungleichen Verteilung von Belastungen und Verantwortlichkeiten führen, was sich negativ auf die Beziehung und das Wohlbefinden der Eltern auswirken kann.
Die klassische Rollenverteilung kann auch dazu führen, dass bestimmte Fähigkeiten und Potenziale von Eltern ungenutzt bleiben und stereotype Geschlechterbilder verstärkt werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese traditionellen Rollenmuster zwar weit verbreitet sind, aber nicht die einzige Möglichkeit darstellen, Elternschaft zu gestalten.
Die Folge einer klassischen Rollenverteilung ist eine gegenseitige Abhängigkeit, die folgende Auswirkungen auf die Eltern haben:
Auswirkungen auf die Mutter
Finanzielle Abhängigkeit, da der Mann ausschließlich am arbeiten oder der Hauptverdiener ist.
Berufliche Einschränkung durch die Hauptverantwortlichkeit für die Kinder.
Den Hauptteil vom Mental Load trägt die Frau.
Eine große Rentenlücke entsteht durch kürzere Beitragszahlungen, was in Altersarmut enden kann.
Auswirkungen auf den Vater
Der Financial Load liegt beim Mann – er hat dafür Sorge zu tragen, dass die Familie genug Geld hat.
Familiäre Einschränkung, da weniger Zeit mit den Kindern übrig bleibt.
Fehlende Bindung zu den Kindern, weil die Mutter im Alltag eher präsent ist.
Fehlende Kompetenz im Alltag, da die Routinen, Abläufe im Alltag oder Termine unbekannt sind.
Ob die typische Rollenverteilung für euch infrage kommt, das entscheidet ihr für euch selbst! Wenn ihr euch dafür entscheidet, dass die Mama zuhause bleibt und der Papa arbeiten geht, ist das komplett okay. Auch mit diesem Modell könnt ihr eine gleichberechtigte Elternschaft führen – wenn ihr euch vorher abgesprochen habt, die möglichen Folgen bekannt sind und ihr aktiv Gegenmaßnahmen vornehmt.
Gefällen euch die Abhängigkeiten voneinander nicht, ist eine individuelle Verteilung der unterschiedlichen Verantwortungsbereiche wichtig für euch.
Jacob Hein: „In Deutschland gehen Männer und Frauen als modernes Paar in den Kreißsaal hinein und kommen als 50er-Jahre-Paar wieder heraus.“
Das Baby als Gleichberechtigungs-Killer
In Deutschland sehen sich die meisten Paare als gleichberechtigt an. Sie arbeiten beide in Vollzeit, verdienen vielleicht sogar annähernd gleich viel und teilen sich die Aufgaben im Haushalt auf. Sobald sich dann ein Baby ankündigt, ändert sich diese Aufteilung meist drastisch und viele verfallen ohne vorherige Absprache automatisch in eine klassische Rollenverteilung.
Jakob Hein, Schriftsteller und ehemaliger Väterbeauftragter der Charité Berlin, ist der Meinung, dass Männer und Frauen nach der Geburt eines Kindes einem 50er-Jahre-Paar gleichen. Erschreckend, dass ein Baby uns anscheinend in solche Zeiten zurückversetzt.
Dabei sind eine gegenseitige Abhängigkeit und Unzufriedenheit vorprogrammiert. Um das zu vermeiden, ist eine gleichberechtigte Elternschaft ein toller Hebel, damit Eltern ein Team bilden und gemeinsam eine faire Aufteilung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben können.
Was kann die Familienpolitik ausrichten?
Eine feministische Familienpolitik kann für eine vereinfachte Vereinbarkeit sowie ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft sorgen. Dafür muss sich aber noch einiges verändern:
Es muss beispielsweise für alle Familien finanziell möglich sein, dass die Elternzeit gleich aufgeteilt werden kann. Mehr als 50% der Väter gehen nicht oder nur sehr kurz in Elternzeit, weil die Familie auf das volle Gehalt angewiesen ist, laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft.
Arbeitgebern muss ein Anreiz gesetzt werden, dass sie die faire Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Vielen Männern wird eine längere Elternzeit sowie eine Verkürzung der Arbeitszeit verwehrt. Frauen hingegen verlieren ihren Wert im Job, wenn sie Mutter sind und nur in Teilzeit arbeiten.
Die Kinderbetreuung muss ausgeweitet werden; es müssen ausreichende, gut ausgebildete Fachkräfte eingestellt werden, die ein faires Gehalt erhalten.
Außerdem müssen Alleinerziehende unterstützt werden, die am meisten unter der Doppelbelastung Beruf und Familie leiden. Auch das Thema automatisches Sorgerecht für den Vater, Steuern und Grundeinkommen spielen eine Rolle, wenn es um eine gleichberechtigte Elternschaft und Vereinbarkeit geht.
Du siehst, es liegt also noch ein weiter Weg vor uns – fängt dieser aber nicht auch immer bei einem selbst an? Ich bin überzeugt davon, dass gleichberechtigte Eltern glücklicher sind. Wenn du bereit bist für diesen Weg, dann schau dir meine Angebote dazu an.
Die Entscheidung für eine gleichberechtigte Elternschaft
Die Entscheidung für eine gleichberechtigte Elternschaft erfordert oft ein bewusstes Umdenken und eine gemeinsame Vision von beiden Elternteilen. Es ist ein Schritt weg von traditionellen Rollenmustern hin zu einer partnerschaftlichen Aufteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Um euch die Entscheidung vielleicht vereinfachen zu können, sind nachfolgend die Vor- und Nachteile der gleichberechtigten Elternschaft aufgelistet.
Vorteile
Berufliche Weiterentwicklung als Frau, was zusätzlich für eine höhere Rente sorgt.
Gerechte Verteilung der Care-Arbeit.
Männer können mehr Zeit mit der Familie verbringen und eine engere Bindung zu den Kindern aufbauen.
Beide tragen zum Familieneinkommen bei und haben eine gemeinsame Finanzplanung.
Harmonisches Miteinander durch Gleichberechtigung und gute Kommunikation.
Nachteile
Frauen könnten aufgrund der beruflichen Ambition als Rabenmutter betitelt werden.
Männern wird ihre väterliche Kompetenz sowie ihre Männlichkeit abgesprochen.
Arbeitgebende könnten sich gegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen (besonders bei Männern).
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die Umsetzung einer gleichberechtigten Elternschaft birgt eine Reihe von Herausforderungen.
Dazu gehören bestehende gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die es zu überwinden gilt, sowie persönliche Einstellungen und Rollenbilder, die sich als Hindernisse erweisen können.
Auch die praktische Umsetzung kann komplex sein, da es oft schwierig ist, eine faire Aufteilung von Erwerbsarbeit und Care-Arbeit zu erreichen. Kommunikationsprobleme zwischen den Eltern, Zeitmangel aufgrund beruflicher Verpflichtungen und finanzielle Einschränkungen können ebenfalls Hürden darstellen.
Es erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Flexibilität, um die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu berücksichtigen und eine gleichberechtigte Elternschaft erfolgreich umzusetzen.
Macht es euch einfach mit den Workbooks für eine faire Elternschaft! Sie wurden extra dafür entwickelt, um eine ausgewogene Aufteilung aller Verantwortlichkeiten in eurer Elternschaft zu etablieren!
Strategien für eine gleichberechtigte Elternschaft
Um in eine faire Elternschaft zu starten, empfiehlt sich folgendes:
Kommunikation: Sprecht miteinander! Legt gemeinsam fest, was eine gleichberechtigte Elternschaft für euch bedeutet.
Ziele setzen: Legt zusammen fest, wie eure optimale Vereinbarkeit aussieht.
Planung: Wie kann eine realistische Aufteilung zur jetzigen Zeit aussehen? Was muss dafür alles erledigt oder geändert werden?
Tipps für eine gleichberechtigte Elternschaft
Aller Anfang ist schwer! Damit es auch bei euch klappt mit der fairen Elternschaft, kommen hier ein paar Tipps. Diese Tipps basieren auf bewährten Strategien und Erfahrungen von Eltern, die aktiv daran arbeiten, traditionelle Rollenmuster zu durchbrechen und eine partnerschaftliche Elternschaft zu etablieren.
Baut euch ein Netzwerk auf, das euch in der Elternschaft unterstützt, z.B. Familie, Freunde, andere Eltern aus der Kita.
Legt klare Verantwortlichkeiten fest. Am besten schreibt ihr es für den Anfang auf, wer was zu erledigen hat.
Sucht euch Vorbilder. Wer im Umfeld (oder auch auf Instagram) lebt schon eine andere Aufteilung? Was könnt ihr euch davon abschauen?
Bleibt flexibel, da es immer passieren kann, dass etwas partout nicht funktioniert. Ihr könnt jederzeit euer Vereinbarkeitsmodell anpassen.
Mit dem Workbook Elternguide für werdende Eltern und dem Workbook Elternfokus für Elternpaare seid ihr super aufgestellt, um auch in eine gleichberechtigte Elternschaft zu starten! Mit den zahlreichen Fragen, hilfreichen Informationen und wertvollen Boni klappt es bei euch garantiert auch.
So holst du deinen Partner mit ins Boot
Anfangs sind häufig Männer skeptisch gegenüber der gleichberechtigten Elternschaft, da es ihre Freizeit, Bequemlichkeit und Männlichkeit gefährlich infrage stellt.
Die Einbindung deines Partners in eine gleichberechtigte Elternschaft ist jedoch entscheidend für den Erfolg eurer Vereinbarkeit! Sollte dein Partner keine Lust haben, kannst du folgendes tun:
Beginne damit, offen über deine Vorstellungen und Wünsche zu sprechen und ermutige deinen Partner, seine Perspektive ebenfalls zu teilen.
Nutze die Gelegenheit, um gemeinsame Ziele und Werte zu definieren und eine klare Vision für eure gemeinsame Elternschaft zu entwickeln.
Sei geduldig und einfühlsam, wenn es darum geht, deinen Partner in den Prozess einzubeziehen, und höre aktiv zu, um seine Bedenken und Bedürfnisse zu verstehen.
Zeige Interesse an seinen Ideen und Vorschlägen und ermutige ihn, sich aktiv an der Planung und Umsetzung einer gleichberechtigten Elternschaft zu beteiligen.
Schaffe Raum für offene und ehrliche Kommunikation, um Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsame Lösungen zu finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.
Letztendlich ist es wichtig, dass ihr als Team zusammenarbeitet und euch gegenseitig unterstützt, um eure Ziele als gleichberechtigte Eltern zu erreichen.
Zusammenfassung
Eine gleichberechtigte Elternschaft wird dann gelebt, wenn alle Verantwortlichkeiten rund um die Sorgearbeit, Erwerbstätigkeit und allgemeine Familienorganisation fair aufgeteilt werden.
Eine klassische Rollenverteilung scheint jedoch noch so tief in uns verankert zu sein, dass viele Elternteile nicht einmal darüber nachdenken, sich anderes aufzuteilen.
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu vereinfachen, benötigen wir nicht nur zahlreiche familienpolitische Änderungen, sondern auch den eigenen Antrieb. Mit den Strategien und Tipps für eine gleichberechtigte Elternschaft gelingt es euch, diesen Antrieb zu finden und zu nutzen.
Auf die Gleichberechtigung!
Deine Pia
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Care-Arbeit?
Unter Care-Arbeit, oder auch Sorgearbeit, versteht man die Aufgaben, die sowohl mit der Kinderbetreuung als auch mit dem Haushalt anfallen. Diese Arbeit ist unbezahlt und wird deshalb oft nicht als solche erkannt und wertgeschätzt.